Baumkataster

Mindestangaben

• Ein Baumkataster muss die Baumart nennen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Dennoch findet man Auflistungen ohne dieses Merkmal.
  Abb. 1 zeigt ein Beispiel für den "magersten" Baumkataster, den ich gefunden habe. Obwohl in der Beschreibung angekündigt, werden Baumarten nicht genannt. Wie der entsprechenden Karte (die auch nicht mehr Informationen liefert) zu entnehmen ist, nennt die Spalte "str_schl" einen Straßenschlüssel, der dem Betrachter nicht weiterhilft. Die Spalte "Baumgruppe" (?!) nennt die Gattung, "Unbekannt", "Baumgruppe" oder gelegentlich auch Leere. Die Kommune arbeitet nach eigener Aussage an einer Verbesserung dieses Baumkatasters.
• Der Standort des Baums soll nachvollziehbar sein. In dem in Abb. 1 dargestellten Beispiel dienen die Angaben in der Spalte "WKT" diesem Zweck. Die Festlegung eines Orts auf der Erdoberfläche erfolgt meist mit Hilfe zweier nummerischer Werte (Koordinaten), mit denen ein Punkt in einer (zweidimensionalen) geografischen Karte eindeutig festgelegt wird, z. B. im Gauß-Krüger-, UTM- oder GPS-Koordinatensystem. Wie im Beispiel von Abb. 1 erfolgt dies meist in Form von UTM-Koordinaten, die übereinkunftsmäßig mit einer Leerstelle voreinander getrennt sind (Zahlen in der Klammer). Google-Maps kann damit nichts anfangen. Wenn man den Standort dort darstellen möchte, muss man die Werte umrechnen. Das ist z. B. auf dieser Website möglich.
  

weitere wichtige Informationen

Die meisten Baumkataster bieten zum Glück weit mehr, nämlich:

• zum Standort des Baums:
  • Koordinaten im GPS-Format (z. B. für Google-Maps, Navi-Geräte)
  • Stadtbezirk
  • Straße, oft auch die Hausnummer, vor der der Baum steht
  • Art des Standorts (Parkanlage, Straße, Flussufer, usw.)
• botanische und deutsche Art-Bezeichnung, oft auch mit Angabe der Sorte
  
  
• zur zeitlichen Dimension: 
  • Pflanzjahr: ein Zeitpunkt, der zumindest für jüngere Pflanzungen relativ sicher bekannt ist
  • Standzeit: Zeit seit der Pflanzung bis heute(?)
  • Entstehungszeit ("Geburtsjahr", gekeimt im Jahr ...): ist das Pflanzjahr bekannt, liegt die Entstehungszeit rund 10 Jahre früher, beide Angaben sind gleichwertig
    
  • Alter
• kennzeichnende Maße:
  • Stammumfang: gelegentlich wird auch der Stammdurchmesser angegeben, beides lässt sich mit dem Faktor 3,14 leicht ineinander umrechnen
  • Baumhöhe
  • Kronendurchmesser
• verschiedene Formate zum Download für Tabellenkalkulationsprogramme (z. B. XLS, CSV, JSON, XML), Geoinformationssysteme (z. B. GeoJSON, GeoRSS, GML) und eventuell auch Grafikprogramme
  

Handhabung

• Die Daten in den verschiedenen Datei-Formaten sind nicht immer identisch. Der Rostocker Kataster im CSV-Format beinhaltet z. B. Koordinaten, der im XLS-Format nicht. 
• Leider öffnen sich manche CSV-Dateien automatisch im Excelformat (zumindest bei mir) und sind dann falsch formatiert. Koordinaten erscheinen mit Tausender-Trennzeichen, metrische Angaben zum Teil im Datum-, zum Teil im Textformat und lassen sich dann nicht nach Größe sortieren. Das lässt sich umgehen, indem man z. B. die CSV-Datei im Download-Ordner mit einem Textprogramm (z. B.  WordPad) öffnet, den Inhalt kopiert, diesen in die erste Spalte einer leeren Exceldatei kopiert, mit "Daten" --> "Text in Spalten" konvertiert und dabei Koordinaten und Maßangaben als Text formatiert. Anschließend ersetzt man in den Maß-Spalten den Punkt durch ein Komma und hat dann endlich das richtige Format vorliegen. Ich hoffe, es gibt hierfür einen einfacheren Weg, ich kenne ihn aber leider nicht. 
• Manche Portale bieten die Katasterdaten nur häppchenweise zum Herunterladen an. Entweder ist die Anzahl der Datensätze pro Download begrenzt oder die Daten werden nur auf Stadtteile oder andere Merkmale bezogen angeboten.
  • In Berlin wird zwischen Straßen- und Anlagenbäumen unterschieden und der Download auf 30.000 Datensätze begrenzt. Möchte man sich einen Überblick über alle Berliner Bäume verschaffen, sind hierfür mindesten 24 Einzeldateien herunterzuladen. 
  • Bielefeld unterscheidet zwischen Einzelbäumen, Baumgruppen und waldartigen Beständen.
  • Die Daten der Stadt Karlsruhe sind in 27 auf die Ortsteile bezogenen Einzeldateien enthalten.
• Die in Karten dargestellten Bäume sind oft nicht filterbar, man kann also nicht gezielt nach bestimmten Arten, Bäumen mit großen Stammumfängen o. ä. suchen.

Open Data

Immer mehr Städte und Gemeinden erkennen, dass eine bürgerfreundliche Verwaltung ihre nicht personenbezogenen Daten nicht unter Verschluss hält. Dies entspricht auch der in den Umweltinformationsgesetzen des Bundes und der Länder geregelten Pflicht zum freien Zugang zu Umweltinformationen.

Deshalb pflegen viele Kommunen inzwischen im Internet eine Open Data-Plattform, auf denen die Bürger vielerlei Informationen beziehen können, die letztlich mit ihren Steuermitteln zusammengetragen wurden. Dazu gehören auch die Daten eines Baumkatasters (Beispiele in Tabelle 1). 

Es sei angemerkt, dass der Kataster der Stadt Bonn nicht im Besitz der Stadt Bonn ist, sondern einer Firma gehört, die weltweit Software für die Kartenerstellung und räumliche Analyse anbietet.