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F  l  u  r  b  ä  u  m  e 

a l l e i n s t e h e n d   u n d   h e r v o r r a g e n d

Roteschen

Abb. 1: Verbreitung der Rotesche in Deutschland (36)

Abb. 2: Verbreitung der Rotesche in Bayern (37)


Herkunft

Die Rotesche (Fraxinus pennsylvanica, deutsche Synonyme: Pennsylvanische Esche, Sumpfesche, Grünesche) ist in Deutschland ein eingebürgerter Neophyt. Die Einordnung der Rotesche in die Pflanzensystematik scheint noch nicht ganz abgeschlossen zu sein (33). Bei manchen Autoren werden die hier als Synonyme genannten Bezeichnungen als Unterarten behandelt.

Die Rotesche stammt aus Nordamerika, wo sie gerne in Wäldern auf frischen bis feuchten Standorten wächst. Wegen ihrer früh einsetzenden Herbstfärbung gehört sie zu den Baumarten, die den „Indian Summer“ begründen. Sie wird in Europa seit 1783 für forstwirtschaftliche und gartenbauliche Zwecke angepflanzt. In Deutschland wurde die Rotesche erstmals 1796 als in Berlin kultiviert erwähnt. Ab etwa 1830 erfolgte der forstliche Anbau im Gebiet der mittleren Elbe und ab 1881 in Brandenburg.

Vorkommen

Nach den Angaben des Bundesamtes für Naturschutz liegen die Hauptvorkommen der Rotesche heute in den Auen und begleitenden Niederungen von Saale, Mulde und Elbe im nördlichen Leipziger Becken sowie der Spree im Raum Berlin-Potsdam bis zur Spreemündung. Dazu gibt es kleinere Vorkommen um diesen Schwerpunkt herum sowie in den Auen und Begleitniederungen der Donau bei Regensburg, Günzburg und Donauwörth und des Rheins bei Hördt (Hördter Rheinaue) bis Bingen. Einzelvorkommen werden für den Rhein bei Andernach, sowie an Main, Sinn, Pegnitz und Weser gemeldet (Abb. 1). (36)

Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) nennen für Bayern hauptsächlich Vorkommen entlang der Donauniederung mit Schwerpunkt zwischen Kehlheim und Regensburg. Daneben gibt es kleinere Vorkommen an Sinn, Main, Regnitz, Altmühl, Isar, Ilm, Amper (nordwestlicher Quadrant der Topographischen Karte Blatt TK 7635: Gegend zwischen Fahrenzhausen und Kranzberg) und Inn (Abb. 2). Nach der aktuellen, allerdings von 2003 stammenden Roten Liste Bayerns gilt die Rotesche in Bayern als "sehr selten". Als Status wird ohne Angabe des Aktualisierungszeitpunktes "eingebürgert" angegeben. In der Roten Liste Deutschland (2018) wurde die Gefährdung der Rotesche nicht bewertet. (37)

Probleme

Die Rotesche gilt in Europa als invasive Art. Sie fruchtet bereits im Alter von 6-7 Jahren, bildet bis zu 280.000 Samen pro Baum und kann sich auch vegetativ fortpflanzen. Die Ausbreitung der Samen erfolgt über Wasser und Wind vor allem in den Auwäldern entlang der Flüsse.
Diese Vorteile geben Anlass zur Sorge, dass die Rotesche heimische Arten, insbesondere die Stieleiche, zunehmend verdrängt, deren Wiederansiedlung behindert und damit Vegetationsstrukturen und Sukzessionsabläufe verändert. (31) (35)
Aus diesen Gründen wird die Rotesche im Zuge einzelner Naturschutzprojekte in Sachsen und Sachsen-Anhalt zum Teil gezielt bekämpft, z. B. durch Ringelung. Roteschen sind allerdings so vital, dass rund 90 % selbst eine massive Ringelung durch Austrieb an der Stammbasis überstehen können (93).

Perspektive

Andererseits machen die genannten und andere Eigenschaften die Rotesche zu einer Art, die tolerant hinsichtlich Bodentyp, Bodenart, Humusgehalt, Trockenheit (Versiegelung!), Überschwemmungen, Spätfröste, Hitze, Streusalz und andere Immissionen ist. Sie zeigt eine ausgeprägte Windfestigkeit, manche Quellen sprechen ihr auch eine etwas erhöhte Toleranz gegenüber dem Eschentriebsterben zu (32) (34). Die Rotesche zeigt zudem, dass sie Insekten und anderen Lebewesen einen mindestens ebenbürtigen Lebensraum bieten kann wie ihre weniger widerstandsfähige Schwester, die Gemeine Esche (94). Die Vitalität der Rotesche hat sie bei uns schon im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Straßenbaum gemacht. Im Zuge der laufenden Erderwärmung wurde die Rotesche mittlerweile zu einem anerkannten und von vielen Stellen empfohlenen Stadtbaum. In neueren Bebauungsplänen ist die Rotesche seit einiger Zeit regelmäßig in den für die Bauherren obligatorischen Pflanzlisten für die Begrünung enthalten. Dabei wird wegen der starken Ausbreitungstendenz der Rotesche meist Wert darauf gelegt, dass nur männliche Exemplare angepflanzt werden. Sie können sich nicht über Samen ausbreiten.

Die Intoleranz gegenüber Neophyten ist inzwischen einer etwas ausgewogeneren Sicht gewichen. Einerseits wird allen Beteiligten zunehmend bewusst, dass neu zuwandernde Pflanzen nur die sichtbaren Zeichen der vom Mensch verursachten Umwelt-, insbesondere der Klimaänderung sind. Andererseits gibt es ohnehin keine mir bekannten Beispiele einer langfristig erfolgreichen Eliminierung von Tieren und Pflanzen, die sich - der Natur folgend - neues Terrain erobern ("Neobiota").

Eschen erkennen: die fünf in Deutschland vorkommenden Eschen

Die fünf in Deutschland vorkommenden Eschenarten sind in der Natur nicht immer einfach auseinander zu halten. Tendenziell haben Rot- und Weißeschen größere und weniger Teilblättchen pro Blatt als andere Eschen. Viele Merkmale einzelner Exemplare einer Art sind aber sehr variabel und können deshalb nicht als eindeutiges Erkennungsmerkmal dienen. Dies gilt z. B. auch für Vorhandensein, Art und Farbe der Behaarung an Trieben und Blättern.

In Tabelle 1 habe ich Merkmale aus der Literatur zusammengestellt, die zumindest tendenziell eine Unterscheidung möglich machen und diese mit meinen Erfahrungen ergänzt.

Wenn Sie nicht im Einzugsbereich von Kranzberg leben und trotzdem eine Rotesche "vor Ort" sehen möchten, schauen Sie auf die Karte Roteschen zum Anfassen, vielleicht gibt es eine in Ihrer Nähe.

Tabelle: Unterscheidungsmerkmale für Eschen

Merkmal Fraxinus pennsylvanica F. excelsior F. americana F. angustifolia F. ornus
dt. Name Rotesche Gemeine Esche Weißesche Schmalblättrige Esche Blumenesche
Synonyme Sumpf-, Grün-, Pennsylvanische E. Hohe E. Manna-E., Schmuck-E.
Behaarung der Jungtriebe und Blattoberseite* kahl oder behaart kahl oder behaart stets kahl
Eschenraute** nein (A) ja (B) nein (A)
warzenförmige Erhebungen (Papillen)*** keine keine an Blattstiel und -spindel
Blattstand annähernd gegenständig (A) kreuzgegenständig, nur besonders wüchsige Triebe: dreizählige Blattquirle (AB) gegenständig (A) dreizählige Blattquirle (B) kreuzgegenständig (A)
Blattfärbung im Frühherbst (gold-)gelb (A) grün, blassgrün (B) violettgelb/gelb/selten purpurn (A) gelb (-weinrot) (A)
Fiederblättchen pro Blatt (5-) 7 (-9) (A) (7-) 9-13 (-15) (B) (5-) 7 (-9) (A) (5-) 7-13 (AB) (5-) 7-9 (-11) (A)
Breite der Fiederblättchen, cm 3-5 (-9) (A) 2-3 (-4)(A) bis 7 (A) 1-2 (-2,5) (B) bis 2,5 (- 4) (A)
Länge der Fiederblättchen, cm 5-14 (-18) 4-10 bis (8) 12 (15) 3-10 3-7 (-10)
Unterseite Fiederblättchen*** etwas heller als die Oberseite etwas heller als die Oberseite weißlich grün etwas heller als die Oberseite etwas heller als die Oberseite
Farbe der Knospe** (rötlich) hell- bis dunkelbraun (A) schwarz (B) braun (A) braun (A) mausgrau bis graubraun (A)
Form der Knospe spitz, höher als breit (A) rundlich rundlich, max. so hoch wie breit (B)

Anmerkungen zur Tabelle

(A)  (B): dieses Merkmal grenzt die Art A meist gut erkennbar von Art B ab

Art und Farbe der Behaarung von Jungtrieben und Blättern gelten heute nicht mehr als charakteristische Unterscheidungsmerkmale. Jungtriebe und Oberseite der Blättchen sind bei der Weißesche allerdings stets kahl (52).

** siehe Bilder unten

*** diese Merkmale konnte ich an den mir bekannten Exemplaren der Weißesche nicht nachvollziehen


Quellen

die Tabelle wurde erstellt nach Angaben von Godet (40), Coombes (41), Van den Berk (42), Schneider (48), Wikipedia (49) (50) (51), Schmiedel & Schmidt (52), Rudolf (55).

Ihre Erfahrung & Vorschläge zu diesem Thema interessieren mich sehr, schreiben Sie mir einfach:


Bilder

Die Blätter von Rot- und Gemeiner Esche sind in ihren Ausmaßen sehr variabel. Generell sind die Fiederblättchen von Rot- und Weißesche im Vergleich zur Gemeinen Esche eher länger, breiter und auf einem Blatt von der Basis zur Spitze in der Größe deutlicher zunehmend. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist das aber nicht (Abb. 1). 

Abb. 1: Blätter von Rot-, Gemeiner und Weißesche

Ein sicheres Merkmal der Gemeinen Esche ist die Eschenraute, eine rautenförmige Struktur an der Spindel zwischen den Ansätzen der Teilblättchen (Abb. unten) (48).

Rotesche

Gemeine Esche

Abb. 2-9: Struktur an der Blattspindel zwischen den Ansätzen der Fiederblättchen bei Rotesche (4 Bilder links oben) und Gemeiner Esche (4 Bilder rechts). 


Abb. 10-15: Weitere Bilder von der Eschenraute. Sie ist manchmal undeutlich, aber nach meinen Beobachtungen ein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Klicken Sie zur Vergrößerung auf das Bild.


Abb. 16 und 17: Merkmal Knospenfarbe: links jeweils Gemeine Esche - rechts Rotesche

Die Knospen der Gemeinen Esche sind schwarz, daran kann man sie auch im Winter erkennen. Rot- und andere Eschen haben braune Knospen. Gelegentlich sind auch die Knospen der Rotesche ziemlich dunkel, dann kann ein direkter Vergleich letzte Zweifel ausräumen (Abb. 16 und 17).

Abb. 18: Blätter und Früchte der Rotesche
Abb. 19: Fruchttragender Zweig der Rotesche

Roteschen um Freising

Einer der ersten Flurbäume, der in diese Flurbaum-Website Eingang fand, ist die Rotesche bei Allershausen. Bis dahin wusste ich nichts von Roteschen. Heute sind mir über 430 Roteschen in meiner Umgebung bekannt.