Stammumfang messen
Wenn Sie alleine sind, drehen Sie einen kleinen Haken (Abb. 5) so weit in die Borke, dass er den Anfang des Maßbands bzw. der Schnur bei der Vermessung halten kann. Nehmen Sie den Haken nach der Messung unbedingt wieder mit. Bei den Bäumen, um die es hier geht, verursachen Sie damit keinen Schaden am Baum.
Warum misst man eigentlich den Stammumfang?
Forstwirte messen den Stammumfang, um die Festmeter an Holz auszurechnen, die der Baum voraussichtlich liefert. Bei Baumschulen ist der Stammumfang ein Qualitäts- und Preisfaktor. Beide messen dabei oft in einer Höhe von 100 cm, gelegentlich auch 75 cm über dem Boden oder über dem Wurzelanlauf.
Baumkundler tun dies, um einen Baum zu beschreiben und um einen Anhaltspunkt für die Altersschätzung zu erhalten. Sie messen meist in 130 cm Höhe. Das ist bei einem Menschen mit einer Körpergröße von 1,70-1,80 m in etwa Brusthöhe. Dieses Maß wird "Brusthöhenumfang" genannt und "BHU" abgekürzt.
Wie misst man den Stammumfang?
Auf den ersten Blick erscheint es einfach, diese Messung durchzuführen. Um das Ziel dieser Messung zu erreichen und um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können, ist es aber wichtig, bestimmte Regeln einzuhalten:
Bei einstämmigen Bäumen misst man an der dünnsten Stelle zwischen der Stammbasis und 130 cm Höhe, bei mehrstämmigen Bäumen mit aktuellem Verzweigungspunkt unterhalb von 130 cm Höhe erfolgt dies entsprechend am stärksten Stamm.
Diesen Vorgaben folgend beruhen die Angaben des Stammumfangs auf dieser Website auf der einfachen und bei allen Bäumen anwendbaren Regel:
Stammumfang = kleinster Umfang des (dicksten) Stammes zwischen Boden und 1,30 m Höhe.
Das ist bei den meisten "normal" gewachsenen Bäumen der BHU.
Bei Verdickungen durch Verzweigungen, Wucherungen o. ä. weicht man soweit möglich nach unten auf eine dünneren Stelle aus.
Steht der Baum an einem Hang, einem Ranken oder einer Böschung, so geht die Messhöhe von der Höhe aus, auf dem der Spross in jungen Jahren wahrscheinlich gewachsen ist, also vom Niveau der Stammmitte aus. Die Messhöhe bezieht sich bei allen möglichen Messbereichen auf dieses Niveau.
Wurde an der Stammbasis offensichtlich Erde angehäufelt oder weggeschwemmt, gilt das Niveau der ursprünglichen Stammbasis.
Die Messung des Stammumfangs erfolgt immer senkrecht zum Stamm, also nicht unbedingt parallel zur Bodenoberfläche.
In Abb. 6 werden all diese Vorgaben anschaulich dargestellt.
Die Regeln für diese Messung sind nicht von einer übergeordneten Institution festgelegt. Deshalb gibt es je nach Institution gelegentlich Abweichungen im Detail. Bei manchen wird z. B. die Messhöhe auf hängigem Gelände nicht mittig, sondern ab der Oberkante Gelände bestimmt. Manche messen grundsätzlich in 130 cm Höhe, auch wenn dort eine Wuchsunregelmäßigkeit ist. Wieder andere unterscheiden bei einer Stammverzweigung zwischen ein- und mehrkernigen Bäumen.
Man kann darüber streiten, ob diese Abweichungen zu besseren Ergebnissen hinsichtlich der Zielsetzung führen. Das letztgenannte Merkmal ist aber ohne Ansicht des Stammquerschnitts (nach dem Fällen des Baums) oft nicht eindeutig feststellbar.
Ein- und mehrkernige Bäume zeigen auch keine wesentlichen Unterschiede in ihrer Wuchsform. Wenn es so wäre, könnte man dieses Merkmal besser erkennen.
Deshalb ist diese Unterscheidung zumindest für die Beschreibung der Wuchsform und die praxisnahe Feststellung des Altersmerkmals "Stammumfang" weder notwendig noch zielführend.
Für eine Altersschätzung muss natürlich die Art der Messung berücksichtigt werden, unabhängig davon, ob der Baum ein-, zwei- oder mehrkernig ist (siehe Baumalter schätzen).