Stieleiche bei Aich
Flurbaum-Steckbrief
Bezeichnung
Stieleiche - Quercus robur
Beschreibung
- einstämmig
- Stammumfang: 330 cm in 130 cm Höhe (BHU)
- Baumhöhe: ca. 23 m
- Kronenform: kugelförmig
- Kronenbreite: ca. 21 m
- Alter: ca. 120 Jahre, Keimung um 1900
Lebensraum
- Acker
- ebenes Gelände
- Höhenlage: 413 m
- Naturraum: Isartal
Standort
- bei Aich (530 m südwestlich der Ortsmitte)"
- Stadt Moosburg an der Isar
- Lkr. Freising, Bayern
- Koordinaten: 48.4581, 11.9816
Risiken, Schäden
- regelmäßige Bodenbearbeitung bis nahe an den Stamm
Besonderheit
- landschaftsprägender Baum
- Ackerbaum
Stand: August 2024
Veränderung einer Landschaft
Die Eiche bei Aich steht wie die Esche bei Langenpreising in der Nähe des Mittleren-Isar-Kanals. Auch hier hat der Kanalbau zu einem gravierenden Eingriff in die Landschaft geführt. Darüber hinaus haben hier wie an anderen Orten auch andere ökonomische Gründe zur Veränderung der Landschaft geführt.
Die bayerische Uraufnahme der Landoberfläche fand 1808 bis 1864 statt. In dieser Zeit entstanden die Uraufnahmeblätter Bayerns im Maßstab 1:5.000 (146). Sie zeigen den wesentlichen Verlauf der Wege und Gewässer sowie die Art der Nutzung und - weil es auch schon damals um die Grundsteuer ging - die jeweiligen Eigentümer der Grundstücke. Die Zahlen in den Flurstücken stehen für den Eigentümer und entsprechen dessen Hausnummer im Ort der Gemarkung. Die Kartenblätter entsprechen den heutigen Flurkarten im gleichen Maßstab. Das später charakteristische einer topographischen Karte, die Darstellung der Geländeform, fehlte damals noch. Die Karte vermittelt uns dennoch ein anschauliches Bild von der Gestalt der damaligen Landoberfläche.
Der Ausschnitt in Abb. 1 zeigt die Flur um 1850, in der später die Eiche (blauer Punkt) wuchs.
Die Landschaft ist geprägt von nur geringen Höhenunterschieden. Das damals noch nicht abgesenkte Grundwasser reicht bis wenige Dezimeter unter die Bodenoberfläche (Bodentyp Gley). Deshalb führen bereits gering ausgebildete Senken zur Nutzung als Grünland (gepunktete Flächen).
Unser Baum sollte bald in einer längsgestreckten Wiesenmulde wachsen, die beidseitig von Hecken gesäumt ist und durch die ein Weg in Nord-Süd-Richtung verläuft.
Die damals ausgeübte Landbewirschaftung erforderte noch keine möglichst gerade begrenzten und rechtwinklig ausgeformten Grundstücke.
Die umliegenden Flächen sind nach heutigem Maßstab kleinparzelliert, weshalb sicher zahlreiche Raine die Flur durchziehen.
Die Ergebnisse der Uraufnahme flossen generalisiert in die ab etwa 1860 erschienenen Positionsblätter von Bayern im Maßstab 1:25.000. Sie sind die Vorläufer der Topographischen Karten im gleichen Maßstab.
Abb. 2 zeigt die Situation im geschätzten Zeitraum der Keimung (um 1900). Die Grünlandflächen sind bereits etwas geschrumpft. Alles andere entspricht weitgehend der Uraufnahme. Die Grenzen der einzelnen Flurstücke werden in diesem Maßstab nicht dargestellt.
Von 1919 bis 1930 erfolgte der Bau des Mittleren-Isar-Kanals. Er durchschneidet seither die Landschaft zwischen Unterföhring und Moosburg, die von dem (früheren) Niedermoor, dem Erdinger Moos, heute noch geprägt wird.
Der Kanal verläuft rund 100 m von der Eiche entfernt.
Die Flächennutzung hat sich kaum verändert, Wege und Gewässer wurden im Zug der Kanalquerung begradigt. (Abb. 3)
Abgesehen von der Art der Darstellung hat sich auch bis 1992 die Nutzung (Acker/Grünland) kaum verändert, Neben dem Grünland werden in der Karte jetzt auch Gehölze dargestellt.
Allerdings zerschneidet eine weitere große Infrastrukturmaßnahme die Landschaft auf engem Raum: der Bau der Autobahn München-Deggendorf. In Abb. 4 führt sie vom unteren linken Eck schräg nach oben, wo sie den Kanal kreuzt. Wohl wegen der nahen Kiesgewinnung für den Bau der Autobahn entstehen Baggerseen.
Das Luftbild des entsprechenden Landschaftsausschnitts zeigt die Situation heute (Abb. 5). Aus der ehemals kleinparzellierten Flurlage mit dem Flurbaum (Abb. 1) ist ein einheitlich bewirtschaftetes Gewann geworden, in dem es Grünland und Raine nicht mehr gibt.
Einzige verbliebene sichtbare Struktur innerhalb des nahezu 1 km langen Gewanns ist der hier dargestellte Flurbaum. Wegen des Fehlens weiterer Landschaftselemente kommt ihm eine besondere Bedeutung zu.
Über den Rand des Ackergewanns hinaus mag die Anzahl der Gehölze durch den Kanalbau insgesamt zugenommen haben, die frühere kleinräumige Vielfalt ist aber verschwunden. Kanal und Autobahn sind Barrieren für einen Genaustausch, wie er zur Erhaltung der Biodiversität essentiell ist (148). Die den Kanal und die Autobahn begleitenden linearen Begrünungsmaßnahmen können dies nicht ausgleichen.
Abb. 6 zeigt das inzwischen einheitlich und durchgehend bewirtschaftete Ackergewann mit Blick nach Norden. Links steht der mit Gehölzen bewachsene Damm des Mittleren-Isar-Kanals, in der Mitte die Stileiche als Acker-Baum, dahinter der eingegrünte Ortsteil Ballauf, rechts im Mittelgrund ein Teil der begrünten Ortsbebauung